Temmels
Geschichte

Die Ortsgemeinde Temmels liegt an der Obermosel zwischen Oberbillig und Nittel, in einer immer noch von Weinbau und Landwirtschaft geprägten Umgebung und blickt auf eine lange Geschichte zurück.

Temmels wird erstmals 634 im Testament des Diakons Adalgisel Grimo als „Villa Tamaltio“ urkundlich genannt. Wie die Nachbarorte gehörte Temmels vom Mittelalter bis zum Wiener Kongress zu Luxemburg.


Anbindung an den Verkehr findet die Gemeinde zum einen durch die Bundesstraße 419 als auch durch die Anbindung an das Verkehrsnetz der Bahn. Bereits 1883 wurde in Temmels ein Haltepunkt der Bahn eröffnet. Beide Verkehrswege durchschneiden die Ortslage. Zusätzlich besteht mit der Buslinie 134 eine direkte Verbindung nach Grevenmacher und Luxemburg-Stadt.

Die beiden Siedlungskerne befinden sich einerseits unmittelbar an der Mosel, andererseits oberhalb der Bahnlinie – eine Unterscheidung in Unterdorf und Oberdorf, die sich bis heute im Sprachgebrauch niederschlägt. Die beiden Siedlungskerne des Dorfes werden als einerseits römischer und andererseits fränkischer Herkunft angesehen.

Die katholische Pfarrkirche St. Peter wurde 1861/62 am damaligen Dorfrand in neugotischer Ausstattung erbaut. Auch die Pfarrei Temmels scheint eine der ältesten im Obermoselraum gewesen zu sein. Die alte Kirche befand sich bis 1877 im heutigen Friedhofsbereich an der Mosel. Das Bürgerhaus war bis dahin als Pfarrhaus genutzt worden, später auch als Schule.


Neben den im Ortskern teils gut erhaltenen alten Häusern und Höfen gewinnt Temmels seine besondere bauliche und kulturhistorische Bedeutung durch das ehemalige Landgut des „Trierer Deutschherrenorden“ (Georgshof).

Die aus einer in Gänze ummauerten Gebäudegruppe bestehende Anlage an der Mosel war seit den 1970er Jahren dem Verfall preisgegeben. Die einstige Bedeutung der Anlage, wenn auch in einem weitgehend ruinösen Zustand, ließ sich noch erkennen als 1995 Sicherungs- und Aufbauarbeiten am Gebäude, das 1785/86 errichtet wurde, durchgeführt wurden.
Der Georgshof bildet etwas abgesetzt an der Mosel den dritten baulichen Schwerpunkt. Der Deutsche Ritterorden war hier seit dem 13. Jahrhundert ansässig. Die barocke Anlage, die seit 1980 unter Denkmalschutz steht, wird zurzeit von einem privaten Investor zu einer Hotelanlage mit mehreren Wohneinheiten renoviert und umgebaut.


Das Ortsbild der Gemeinde hat sich in den letzten Jahren gewandelt. Temmels hat sich zu einer beliebten Wohngemeinde an der luxemburgischen Grenze entwickelt. Neben den öffentlichen Investitionen und Förderungen haben auch private Dorferneuerungsmaßnahmen dazu beigetragen. Der mit vorbildlicher Eigenleistung verwirklichte Umbau des Bürgerhauses, das vor einigen Jahren errichtete Feuerwehrgerätehaus mit Umkleidegebäude für den Sportverein, der Gruppenraum für die Kinder- und Jugendgruppe, die Schaffung eines Basketballfeldes sowie der vom Sportverein neben dem Sportplatz in Eigenleistung angelegte Parkplatz, zeugen ebenso vom intakten bürgerschaftlichen Engagement in der Gemeinde wie die freiwilligen Arbeiten an den Kinderspielplätzen.


Die rege Bautätigkeit entlang der Obermosel hat in Temmels zur Ausweisung des Neubaugebiets "Käulchen II" und "Auf der Kirth" geführt., eine weitere Planung „Auf der Klaus“ soll aufgrund der immer noch vorhandenen Nachfrage in den nächsten Jahren entwickelt werden. Eine Fleischerei mit Waren des täglichen Bedarfs, Autowerkstatt, Blumenladen, Massagepraxis, Gasthäuser mit Fremdenzimmern, eine Kanuanlegestelle und einige andere runden das heutige Bild der Gemeinde ab.





Deutsche Weinkönigin 2004/2005

Ein Ereignis der besonderen Art durften wir 2004, als die Temmelserin Petra Zimmermann im Alter von 20 Jahren zur Deutschen Weinkönigin 2004/2005 gewählt wurde.

Die Winzerstochter vertrat das Weinanbaugebiet MOSEL-SAAR-RUWER bei der Wahl in Neustadt/Weinstrasse und wurde von einer 70köpfigen Jury zur 56. Deutschen Weinkönigin gewählt.


Ein Jahr lang war sie anschließend als Interessenvertreterin des deutschen Weines in aller Welt unterwegs, absolvierte dabei rund 250 Auftritte im In- und Ausland. Die neue Deutsche Weinkönigin konnte durch ein fundiertes Wissen über den Weinbau, eine entwaffnende Schlagfertigkeit und bemerkenswerte Sprachkenntnisse glänzen: Neben fließendem Englisch und Französisch, spricht sie – als eine der wenigen Temmelser ihrer Generation – Temmelser Platt.
Die Bewerbung für das Amt der Deutschen Weinkönigin war für Petra Zimmermann laut eines Interview von 2004 eine große Herausforderung: „Es ist eine schöne Aufgabe, ein Jahr lang als Repräsentantin des deutschen Weines unterwegs zu sein und Menschen inner- und außerhalb von Deutschland für unsere Weine zu begeistern.“ Als Gebietsweinkönigin war ihr herausragendstes Erlebnis eine zwölftägige Weinwerbetour nach Japan. Petra Zimmermann: „Wein ist für mich Ausdruck von Stil, Eleganz und Lebensfreude. Mit Wein verbinde ich Geselligkeit und besonders auch Emotionalität.“


Ein ereignisreiches Jahr mit zahlreichen Weinevents, Interviews, Werbemessen und Radio- und Fernsehauftritten folgte dem großen Empfang, den das Dorf ihr nach ihrer Wahl ausrichtete. Die Party fand nach einem Korso durch den Ort auf dem Temmelser Sportplatz statt (Fotos). Dem Ereignis setzen die Temmelser dann an der meistbefahrenen Straße, der Bundesstraße in der Mitte des Dorfs, ein Denkmal.





Die Legende vom Graf Vugel
Aus dem Kreisjahrbuch 1986, Seiten 109/110; verfasst von Elli Biermann, Temmels

Der erste Besitzer des Schlosses nach dem Verkauf zu Beginn des 19. Jahrhunderts scheint bei der Temmelser Bevölkerung nicht beliebt gewesen zu sein, denn von ihm wurde in früherer Zeit, des Abends in den Stuben beim schummerigen Schein der Petroleumlampe oder des flackernden Herdfeuers, wenn draußen die Herbst- oder Winterstürme durch die Gassen brausten und in den Kaminen heulten, folgende Sage erzählt:

Vor langer Zeit lebte im Ösling eine Schusterfamilie, deren Sohn mit einem Sack voll neuer Schuhe nach Trier zum Markte fuhr. Als er sie gut verkauft hatte, ging er mit seinen Talern zu einer Halle, in welcher soeben die von den Franzosen eingezogenen Kirchen- und Klostergüter versteigert wurden. Aus Neugier und aus Spaß bot er einigemal einen Taler höher. Schließlich wurde ihm als dem Letztbietenden das schöne Schloß in Temmels zugeschlagen, und er mußte all sein Geld hinlegen.

Jetzt wurde ihm doch bange, aber niemand war bereit, ihm für den Preis das Schloß abzunehmen. Als er ins Schloß kam und dort auch noch mit Hilfe des Bösen einen verborgenen Schatz fand, nannte er sich "Graf Vugel". Von da ab war er ein gottloser Geselle, der des Sonntags während der heiligen Messe mit seinen Jagdhunden Feld und Wald durchstreifte oder mit zwei Schimmeln im Dorf umherfuhr und die Leute ängstigte und ärgerte.

Stets war er mürrisch und grob, wenn er mit den Dorfbewohnern zusammentraf, und unbarmherzig gegen Arme und Notleidende. Als er sterbenskrank daniederlag, gab sich der Ortspfarrer alle Mühe, ihn auf einen guten Tod vorzubereiten. Schließlich gestand der Kranke, daß dies alles vergebens sei, denn er habe seine Seele dem Teufel verschrieben mit seinem eigenen Blute.

Im Augenblick seines Todes entstand ein Riß in den Felsen hinter dem Schlosse, und dort fuhr der Teufel mit der erkauften Seele hinab zur Hölle. Als man seine Leiche im Schloßgarten beerdigte, schaute "Graf Vugel" oben zum Dachfenster heraus, klatschte in die Hände und lachte. Von da ab ritt sein Geist mit Schimmeln um das Schloß herum oder schleifte schwere, eiserne Ketten im Schloß treppauf, treppab oder verübte sonstigen Spuk.
Zur Zeit des Gottesdienstes an Sonn- und Feiertagen machte er draußen wilde Jagd und erschreckte die Leute mit blinden Schüssen. Als er so sein Unwesen eine Zeitlang getrieben hatte, beschloß die Geistlichkeit der Umgegend die friedlichen Dorfbewohner von dem Störenfried zu befreien.

Alle Priester der Nachbarschaft traten in feierlichem Ornat vor das Schloß und sprachen der Reihe nach die Beschwörungsworte über den bösen Geist aus. Ein schallendes Gelächter vom Schloßdach war jedesmal die Antwort. Nun kam der fromme Pfarrer von Machtum an die Reihe. Da verstummte das Gelächter.

Er beschwor den bösen Geist des Grafen unter seinen Mantel und ging mit ihm zur Moselfähre. Kaum vom Lande abgestoßen, sank der Nachen aber so tief, als wäre er voll besetzt. Der Fährmann erschrak sehr und bat den Pastor, ihm zu sagen, woher das käme. Dieser ließ ihn unter seinen Mantel schauen, wo ein greulicher roter Feuerklumpen hing.

Während der Überfahrt schrie der beschworene Geist wiederholt: "O wärest du mit den zerrissenen Strümpfen nicht gekommen, dann hätte keiner mich gepackt!" Unter Geheul des bösen Geistes stieg der Pastor auf der anderen Moselseite ans Land und verbannte diesen in einen Felsen. Dort irrte die verkaufte Seele noch lange umher und ängstigte die späten Wanderer.

Da wir annehmen können, daß viele der alten Sagen ein "Körnchen Wahrheit" enthalten, möchte ich neben der vorangestellten Vermutung über den ersten weltlichen Herrn des Temmelser Schlosses aus dieser Sage noch den Sinn entnehmen, daß die Bewohner von Temmels durch die Jahrhunderte gottesfürchtige Menschen waren, die treu zu ihrem Glauben und zu ihrer Kirche standen.
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